Filterkaffee vs. Espresso - Wo liegt der Unterschied?
Mit der Specialty Coffee und Third Wave Coffee Bewegung wurde der Fan des klassisch nussig-schokoladigen Filterkaffees von helleren Röstungen und fruchtigeren Aromen überrascht. Der Espresso muss nicht mehr zwingend dunkel geröstet sein und ist daher gar nicht mehr so einfach, an der Bohne vom Filterkaffee zu unterscheiden. Außerdem erfahren Omniroast Kaffeebohnen immer mehr Beliebtheit, da diese im sogenannten „Sweet Spot“ geröstet sind und für Espresso und Filterkaffee gleichermaßen verwendet werden können. Daher kommt berechtigter Weise die Frage auf, wo liegt denn der Unterschied zwischen Filterkaffee und Espresso? Dieser Frage gehen wir in dieser Woche auf die Spur und räumen alle Unklarheiten aus dem Weg. Let’s go.
Die Bohne - Der Ursprung
Der ein oder andere mag vielleicht denken, es gäbe einen Unterschied. Aber für Espresso und Filterkaffee braucht man prinzipiell die gleichen Kaffeebohnen. Natürlich gibt es diverse Varietäten, die zu unterschiedlichen Aromen führen und dadurch zu unterschiedlichen Geschmäckern. Der Anfang liegt aber bei beiden in einer Kaffeekirsche mit 2 Bohnen. Diese werde mit unterschiedlichen Methoden aufgearbeitet, getrocknet, verpackt und kommen zu uns in die SIMON&BERNS Kaffeerösterei. Hier werden sie je nach Plan in einen Espresso oder Filterkaffee weiterverarbeitet und landen dann frisch gebrüht in euren Tassen.
Die Röstung der Kaffeebohnen - Die Entscheidung zwischen Espresso und Filterkaffee
Vor ein paar Jahren konnte fast jeder Laie einen Espresso von Filterkaffee anhand der Bohne unterscheiden. Ein Espresso war nämlich viel dunkler geröstet als ein Filterkaffee. Heutzutage ist dies allerdings nicht mehr so einfach, wie bereits durch die Third Coffee Bewegung und Omniroast-Verfahren angedeutet. Der Grund für die dunklere Röstung war übrigens, dass mit dem längeren Röstverfahren weniger Säure im Kaffee ist. Nur leider überlagerten die Röstaromen die ursprünglichen fruchtigen Aromen. Gleichzeitig wurden bittere Aromen bevorzugt und somit war die konzentrierte Zubereitung des Espressi ein wahres Qualitätsmerkmal.
Die Zubereitung - Druck gegen Wärme
Die Zubereitung des klassischen Espresso:
Für die Zubereitung eines Espresso wird eine Siebträgermaschine benötigt. Die gerösteten Bohnen werden fein gemahlen und etwa 7 - 11 Gramm kommen in ein 1er-Sieb bzw. 14 - 17 Gramm in ein 2er-Sieb. Bei einer kurzen Durchlaufzeit von ca. 25 - 30 Sekunden wird heißes Wasser mit einem Druck von 6 bis 9 bar durch das Kaffeepulver gedrückt. Herauskommen um die 25 - 50 Milliliter Espresso - je nach Menge an Kaffee. Die Wassertemperatur sollte abhängig von Kaffeesorte und Geschmack zwischen 90 - 96 Grad Celsius liegen.
Die Zubereitung des Filterkaffees:
Hier gibt es keine so standardisierte Zubereitungsart wie beim Espresso. Es sind vielmehr viele verschiedene Verfahren mit dem gleichen Ziel, die vielfältigen Aromen des Kaffees bestmöglich aus dem Kaffee herauszuholen. Der entscheidende Unterschied zum Espresso ist, dass die Bohnen gröber gemahlen werden und ohne Druck mit heißem Wasser vermengt werden. Oft wird Filterkaffee in einem Filterpapier - in einem „Pour Over“ - Verfahren - aufgebrüht. Eine andere gängige Zubereitungsart ist die „Full Immersion“ wie sie bei einer French Press zu finden ist. Dabei wird Kaffee in eine Kanne gefüllt, mit heißem Wasser aufgegossen, verrührt und dann mit einem Stempel in die beiden Komponenten Kaffeesatz und Filterkaffee getrennt. Bei der Wassertemperatur entscheidet wieder Kaffeesorte und Geschmack, ob sie 88 oder eher 96 Grad Celsius beträgt.
Der Geschmack
Espresso erkennt man schon vor dem ersten Schluck. Zum einen an der oft kleinen Tasse, zum anderen an der charakteristischen Créma. Diese entsteht durch den hohen Druck während der Extraktion. In der Bohne enthaltendes CO2 tritt während dieser aus, vermischt sich mit enthaltenen Fetten und Ölen und setzt sich auf dem Espresso ab. In dieser Schaumschicht sind die meisten Aromen zu finden und daher ist sie essential für den Geschmack eines Espresso. Durch die geringe Menge an Wasser hat ein Espresso eine hohe Viskosität und es sind etwa 10% des Kaffees im Wasser gelöst.
Beim Filterkaffee gibt es keine geschmacksintensive Créma. Dafür duftet er vielschichtig in diversen Aromen. Auch wird eine deutlich größere Menge in einer größeren Tasse serviert. Etwa 100 - 150 Milliliter. Im Wasser sind etwa 2% Kaffee gelöst, weshalb ein Filterkaffee eher transparent in der Tasse ist.
Koffeingehalt
Viele werden jetzt denken: „Ganz klar - Im Espresso ist mehr Koffein“. Tatsächlich stimmt das so nicht ganz. Da Filterkaffee in deutlich größeren Mengen mit ca. 150 Milliliter pro Tasse konsumiert wird, ist in dieser auch mehr Koffein zu finden. Um die 70 - 100 mg pro Tasse. In einem Espresso mit durchschnittlich 25 Milliliter finden sich dagegen „nur“ um die 30 - 60 mg pro Tasse. Diese großen Differenzen lassen sich durch die verschiedenen Röstgrade erklären. Umso dunkler ein Kaffee oder Espresso geröstet ist, umso weniger Koffein ist in diesem. Es hängt wie immer von Kaffeeart, Röstgrad, Kaffeemenge, persönlichen Vorlieben und konsumierter Menge ab, ob in Espresso oder Filterkaffee nun mehr Koffein ist.
Um euch noch ein wenig Streber-Wissen zu geben, haben wir hier noch einen kurzen Exkurs in die Geschichte von Espresso und Filterkaffee:
Bevor der Espresso oder Filterkaffee getrunken wurde, goss man einfach Kaffeemehl mit Wasser auf. Das Gebräu war durch den Kaffeesatz natürlich nicht sehr angenehmen und daher wurden Lösungen gesucht. Zuerst wurde der Kaffee durch ein grobes Sieb gegossen, um den Großteil des Kaffeemehls zurückzuhalten. Im 18. Jahrhundert kam dann die erste Filtermethode, bei welcher Wasser und Pulver bereits bei der Zubereitung getrennt blieben. Dafür wurde der Kaffee in einem Leinensack mit heißem Wasser übergossen. Der Leinensack wurde danach ausgewaschen und wieder benutzt. Geschmacklich war es natürlich immer noch nicht optimal.
Im 19. Jahrhundert kam dann erstmals in Mailand die Zubereitung des Espresso auf. Der Name kam von den damaligen „Kaffeelokomotiven“, welche Dampf ausstießen. Da der Espresso ebenfalls mit Dampf hergestellt wurde und nur schnell am Tresen in einem Café getrunken wurde, kam man schnell auf die Idee, diesen nach den englischen Expresszügen zu benennen: Espresso. In manchen Sprachen ist sogar das „X“ noch enthalten. Zum Beispiel im Spanischem: café expreso.
Das waren ziemlich viele Infos heute. Aber jetzt dürfte definitiv keine Verwirrung mehr aufkommen, wenn man euch nach dem Unterschied zwischen Filterkaffee und Espresso fragt. Wenn ihr Lust habt, zu experimentieren, welche Röstungen für euch die besten sind, haben wir euch hier unsere Probierpakete Espresso, Filterkaffee und Omniroast verlinkt. Welches Verfahren mögt ihr am Liebsten? Lasst es uns wissen und bis zum nächsten Blogbeitrag!
Euer SIMON&BERANS Team