Bio-Kaffee - Die umweltfreundliche Art Kaffee zu genießen?
Immer mehr Menschen achten bewusst auf ihren Konsum. Macht ja auch Sinn - Schont die Umwelt und die Ressourcen. Dadurch greifen immer mehr Konsumenten zu Bio-Produkten und natürlich Bio-Kaffee. Doch hält Bio-Kaffee den Argumenten der Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und einem reinen Gewissen stand? Schmeckt Bio-Kaffee auch nach einem umweltschonendem Genuss und ist es auch für die Kaffeefarmer die bessere Art Kaffee anzubauen? Diesen Fragen stellen wir uns und werden sie ausführlich beantworten. Viel Spaß beim Lesen!
Was ist Bio-Kaffee?
Für den Begriff Bio-Kaffee gibt es strenge Standards welche von den Farmern eingehalten werden müssen. Beim Anbau bedeutet Bio, dass dieser ohne synthetische Düngemittel oder Pestizide erfolgen muss. Das ist besser für die Umwelt und schützt die Gesundheit der Arbeiter auf den Farmen. Die Qualität des Kaffees wird hochgehalten und nicht unnötig durch Schadstoffe belastet. Die Alternative zu chemischen Düngern sind biologische Pestizide und Herbizide. Außerdem setzen die Farmer auf natürliche Düngemethoden wie Kompost und grüne Düngung.
Was sind biologische Pestizide?
Diese bestehen aus natürlichen Materialien wie Pflanzenextrakten, Mikroorganismen oder anderen biologisch abbaubaren Materialien. Schädlinge sollen so gezielter bekämpft werden als mit chemischen Pestiziden, welche auch nützliche Organismen oft mit abtöten.
Arten von biologischen Pestiziden
Es gibt mehrere Kategorien:
- Mikrobielle Pestizide: Spezielle Bakterien, Pilze oder Viren werden gegen spezifische Schädlinge eingesetzt. Bekannt ist vor allem das Bakterium Bacillus thuringiennis, welches ein natürliches Toxin abgibt und so bestimmte Insektenlarven abtötet ohne andere Pflanzen und Tiere zu schädigen.
- Botanische Pestizide: Diese werden aus Pflanzen gewonnen, welche natürlicherweise Toxine enthalten und so Schädlinge bekämpfen. Bekannt sind Neemöl und Pyrethrine welche eine breit-gefächerte Wirkung gegen Schädlinge haben.
- Biochemische Pestizide: Schädlinge werden durch nicht-toxische Mechanismen kontrolliert. Beispielsweise Pheromonfallen, welche Sexualhormone nutzen um Schädlinge anzulocken.
- Pflanzliche Widerstandsstärker: Auch Biostimulants genannt, nutzen pflanzliche Widerstandsstärker natürliche Verbindungen um das Immunsystem der Pflanze zu stärken.
Die Umweltvorteile von Bio-Kaffee
Der Anbau von Bio-Kaffee stärkt die Biodiversität auf den Farmen und schützt Ökosysteme vor Monokulturen. Die Anbauflächen, Wasserquellen, Luft und Arbeiterkraft werden durch den Verzicht auf chemische Substanzen und die Förderung von dem Wachstum synergie-erzeugender Pflanzen weniger belastet. Wildtiere können weiterhin auf den Flächen wohnen und die Böden bleiben durch die Mikroorganismen reich.
Die gesundheitlichen und geschmacklichen Vorteile von Bio-Kaffee
Durch den Verzicht von chemische Pestiziden und Düngemitteln ist Bio-Kaffee reicher an Antioxidantien. Auch der Anbau in den gesunden Böden führt zu einem intensiveren Aroma. Viele Verbraucher von Bio-Kaffee meinen, dass sie ihn besser vertragen.
Woran erkenne ich Bio-Kaffee?
Die Bio-Kaffees werden durch ein EU-Bio-Logo, USDA Organic oder FairTrade Zertifikat für den Endverbraucher gekennzeichnet. So kann dieser sicher gehen, dass der Kaffee ohne synthetische Zusätze angebaut wird und strenge Qualitätskontrollen durchlaufen hat.
Kritik am Bio-Kaffee Markt
Leider gibt es wie immer 2 Seiten der Medaille und zertifizierter Bio-Kaffee ist nicht das Allheilmittel. Für viele Kaffee-Bauern ist es einfach trotz biologisch nachhaltigem Anbau, Achtung der Natur und ihrer Bewohner schlicht weg nicht möglich sich bio-zertifizieren zu lassen. Denn so ein Siegel kostet Geld. Für kleine Bauern, welche ihre Ernten zu Community-Washing-Stations bringen und davon ihre Familien ernähren können, würde die Umstellung und der Zertifizierungs-Prozess zum Ruin führen. Hier sind weitere Gründe, warum nicht jeder nachhaltige Kaffee-Bauer ein Bio-Siegel erhält:
- Hohe Umstellungskosten: Die Invention in neue Ausrüstungen und diverse biologische Düngemittel, kann für kleine Bauern finanziell nicht möglich sein. Auch können veränderte Anforderungen an die Anbaumethode nicht umsetzbar sein oder für kleine und mittlere Betriebe mit geringen Margen eine zu große finanzielle Belastung darstellen.
- Zeitintensive Zertifzierungsprozesse: Der Prozess kann sich über Jahre erstrecken. In dieser Zeit muss der Bauer bereits die Vorgaben erfüllen, kann sein Produkt aber nicht als Bio-Kaffee vertreiben und daher keine höheren Preise erzielen. Auch der bürokratische Aufwand ist für viele nicht stemmbar (Stichwort Zugang zu Bildung) .
- Reduzierte Erträge: Die Umstellung und/oder Umbau der Farmen führt oft zu reduzierten Erträgen. Egal ob zuerst die chemische Belastung im Boden abgebaut werden muss oder das Schattenmanagement erst greifen muss. Diese Belastung ist für viele Farmen ein Todesurteil.
- Kampf gegen Krankheiten und Schädlinge: In manchen Regionen sind bestimmte aggressive Krankheiten wie Blattrost oder Schädlinge ohne chemisches Eingreifen kaum zu händeln. Diese hätten oft den Verlust einer ganzen Ernte zur Folge, welches die Menschen auf den Farmen in eine schwere finanzielle, kaum bis gar nicht stemmbare Belastung rutschen lassen würde.
- Marktzugang: Besonders in abgelegenen Gebieten verkaufen die Bauern oft an Mangel an Alternativen an größere Farmen oder für sehr schlechte Preise direkt an den Häfen. Finanziell können so keine Rücklagen für die Inventionen und alles Rund um das Bio-Kaffee-Siegel gebildet werden.
- Mangel an Wissen und Unterstützung: Der Zugang zu Informationen fehlt gerade in abgelegenen Kaffeefarmen. Die Umstellung erfordert ein umfassendes Wissen über biologischen Anbau und Methoden.
Ihr seht, die Umsetzung für die Anforderungen von Bio-Kaffee sind nicht für jedermann umsetzbar. Gerade für Kleinbauern entstehen große wirtschaftliche Nachteile welche in keinerlei Verhältnis zum potenziellen Nutzen stehen. Ebenfalls können die erhöhten Preise des Rohkaffes durch das Siegel die Abnehmer abschrecken und die Bauern in eine Spirale der Verschuldung schicken.
Ist Bio-Kaffee immer umweltfreundlicher?
Bio steht in unseren Köpfen immer für Nachhaltigkeit und ressourcen-schonende Methoden. Tatsächlich kann die Umwelt aber auch deutlich höher durch biologische Anbaumethoden belastet werden. Durch die geringere Effizienz müssen oft größere Flächen bewirtschaftet werden, welche natürlich eine höhere Umweltbelastung zur Folge haben.
Wird Bio-Kaffee wirklich streng kontrolliert?
Nein, das ist bei der schieren Anzahl an zertifizierten Bauern gar nicht möglich. Daher werden Stichproben durchgeführt. Was in der Zwischenzeit passiert? Dennoch sollte hier an Vertrauensbasis geglaubt werden!
Bio-Kaffee Alternative: Direct-Trade
Natürlich ist Bio-Kaffee schnell im Regal gegriffen und macht ein gutes Gefühl. Allerdings glauben wir, dass da deutlich mehr drin ist für die Umwelt. Wir haben euch aufgezählt, warum Bio-Kaffee eine gute Wahl sein kann, aber auch wo es deutlichen Verbesserungsbedarf gibt. Daher zeigen wir euch auch, wie ihr etwas gutes für die Umwelt tun könnt, ohne Zertifizierung und ohne schlechtes Gewissen. Das Zauberwort heißt: Direct-Trade.
Direct Trade bedeutet, dass wir die Kaffeefarmer kennen und Beziehungen zu ihnen pflegen. So können wir uns am besten selbst über die Umstände vor Ort informieren. Wir sehen welchen positiven Impact der Kaffeeanbau auf die Menschen in den Communities hat, warum der Kaffee in der gewählten Art angebaut wird und uns einfach sicher sein, die beste Qualität für euch zu erhalten. Es ist auch für uns ein tolles Gefühl die Menschen zu kennen, die unseren Kaffee so wundervoll wachsen lassen und aufbereiten. Zum Beispiel unser Kaffeefarmer Eric aus Ruanda. Er gründete Community Coffee Ruanda 2017 und unterstützt die Kleinfarmer mit Wissen und einer gemeinsamen Washing Station im Süden von Ruanda. Dorthin bringen über 750 Kaffeebauern ihre Kirschen und erhalten einen fairen Preis mit welchem sie ihre Familien ernähren und unterstützen können. Eric möchte mit seinem Projekt besonders die Kinder fördern und unterstützt die Gemeinden, damit der Zugang zu Bildung erleichtert wird.
Viele Specialty Coffee Röstereien wie wir es sind, achten auf diese Art ihren Rohkaffee zu beziehen. Dafür verzichten wir gern auf Siegel und Zertifiziungen, da wir genau Wissen, wie nachhaltig unser Einkauf ist und er sich positiv auf die Menschen vor Ort auswirkt. Und der Kaffee schmeckt auch einfach richtig gut!
Fazit:
Bio-Kaffee hat sicherlich viele Vorteile und ist für viele größere Kaffeebauern ein echtes Ziel ihre Prozesse nachhaltig umzustellen und so höhere Preise für ihren hochwertigen Kaffee zu erzielen. Dennoch berücksichtigt es nicht, die vielen Probleme die kleine Farmen in abgelegenen Orten haben. In der Specialty Coffee Community lieben wir kleine Farmen, welche nachhaltigen und biologischen Anbau betreiben. Die Zertifizierung wird bewusst von vielen abgelehnt - höhere Kosten für zu wenige Vorteile. Oft finden wir nachhaltig angebauten Kaffee ohne chemische Düngemitteln mit wahnsinnigen Aromen, verrückten Nuancen und tollen Geschichten die hinter dem Produkt stehen. Darum lieben wir das was wir machen!
Jetzt nachdem ihr umfassend über Bio-Kaffee informiert wurdet, wie entscheidet ihr euch?
Euer SIMON&BEARNS Team